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           Bambara / Bamana Allgemeine Beschreibung afrikanischer Volksstämme in Relation zu ihrem Kunstschaffen 

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Bambara Bamana sogo ni kun
Tanzaufsatz tji-wara,
so go ni kun
Bambara / Mali
vermtl. Sikasso-Region























Jonyeleni
Jonyeleni Figur
Bamana / Mali, Segu-Region

Bamana Jo nyeleni
Jo Nyeleni Figur
Bamana / Mali, vermtl. Dioila-Region












































































Bamana Bozo Marionette
Marionette des Sogo Bò Theaters, Bamana / Bozo, Mali
Bambara (auch Bamana) Mali

Der cirka 3 Millionen zählende Volksstamm der Bambara lebt überwiegend im südlichen Mali, das ursprüngliche Siedlungsgebiet ist auf die Regionen des oberen Niger konzentriert, es gibt aber auch Ausstrahlungen in die meisten angrenzenden Nachbarregionen, im Westen sogar bis in den Senegal. Das Umfeld der Bambara (Bamana) ist überwiegend durch die archaische Landwirtschaft geprägt, besonders im Hirseanbau zeigt sich der Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Das Siedlungsgebiet, das teilweise bis an die Sahelzone heranreicht, hat im Laufe der Zeit zu hoher Kunstfertigkeit in der Landwirtschaft, einhergehend mit intensiver Naturbetrachtung, geführt und die Bambara zu angesehenen Bauern werden lassen. Der Regen in der Region ist auf wenige Monate beschränkt und kann starken Schwankungen unterliegen. Oft verdorrt die Aussaat kurz nach dem Keimen und es muss mehrfach nachgesät werden um dann eine -trotz aller Widrigkeiten- ansehnliche Ernte einzufahren. Durch die Nichtselbstverständlichkeit der Ernte und dem Ausgeliefertsein gegenüber der Natur haben sich umfangreiche Fruchtbarkeitsriten und Erntedankfestlichkeiten entwickelt. Dadurch sind grossartige Schnitzereien entstanden die im Laufe der Jahrhunderte immer weiter verfeinert wurden. Der Stamm der Bamana ist gesellschaftlich in zahlreiche Bünde, Gesellschaften und Geheimgesellschaften gegliedert, die einen breiten Reigen an Kunstformen hervorgebracht haben. Die Vielschichtigkeit der Bünde und Organisationen hat sich zudem in zahlreiche unterschiedliche Stilrichtungen einzelner Regionen entwickelt und den Stamm der Bamana zu den bedeutenden Kunstschaffenden Westafrikas werden lassen. Die Werke der Bamana stellen somit bereits ein umfassendes, lohnendes Sammelthema für sich alleine genommen dar.
Der Name Bamana ist die eigentlich korrekte Bezeichnung, der Name Bambara wurde von der europäischen Kolonialverwaltung benutzt und stammt aus der Sprache der muslimischen Völker, der Name Bambara ist - abwertend - als "nicht rechtgläubig" oder animistisch zu verstehen. Der begriff Bambara ist die heute noch gebräuchliche Bezeichnung in Europa und Amerika.


Die Geheimbünde und Gesellschaften: Der wohl bekannteste Ritus der Bambara ist der tji-wara Ritus der dem ursprünglichen Geheimbund Tji-wara entwachsen ist und erst im 20. Jahrhundert öffentlich gemacht wurde. Die meisten Objekte des Tji-Wara - Kultes dürften folglich aus dem Verlauf des 20. Jahrhunderts stammen. Durch den Tanz des Tji-Wara wird als Ernteritus die Stammutter der Bambara verehrt, dies ist die mystische Pferdeantilope, die den Ursprung des Stammes der Bambara symbolisiert und den Bambara den Feldbau lehrte. Diese Antilope wird als Tanzaufsatz zusammen mit einem Kostüm getragen und die oft sehr kunstvoll gestaltete Mähne der Antilope soll den Geist des tji-wara einfangen und gnädig für die Ergebnisse des Feldbaus stimmen. Die Wichtigkeit dieser Figur hat zu einer Vielzahl von Stilen geführt die stark variieren und grob in einen "liegenden" und einen "stehenden" Stil unterteilt sind. Der liegende, horizontale Stil stellt die Antilope langgezogen mit weitausgerichtetem Schwanz und liegendem Gehörn dar und gibt die Antilope relativ naturgetreu wieder während der aufrechte Stil stärker abstrahiert ist, mit hoch aufgerichtetem Gehörn mit schmaler Frontalansicht und breiter Seitenansicht. Man unterscheidet in weibliche und männliche tji-wara Darstellungen wobei das weibliche Muttertier in der Darstellung des liegenden Stils häufig ihr Kitz angedeutet im Maul trägt und im aufrechten Stil das Kitz auf dem Rücken des Muttertiers aufrecht stehend dargestellt ist. Die verschiedenen Darstellungen der Tji-wara Antilope können zu den originellsten, attraktivsten Werken afrikanischer Kunst überhaupt gezählt werden.

Neben dem genannten Geheimbund Tji-wara existieren weitere, teils geheime Bünde, z. B. die  Kore-Vereinigung oder die Ntomo Initiationsgemeinschaft. Die beiden Bünde Kore und Ntomo stehen in enger Verwandtschaft zueinander und es gibt häufig eine Dualität der Zugehörigkeit zu beiden Bünden. Diesen Bünden entstammen zahlreiche Maskentypen, wobei die Masken des Ntomo-Bundes häufig durch mehrere vertikal angeschnitzte Stäbe an der Oberseite gekennzeichnet sind die nach ihrer Zahl den weiblichen oder den männlichen Typen zuzuordnen sind. Häufig verfliessen bei der Gestaltung der Ntomo-Masken menschliche und tierische Elemente zu einer Einheit.
Die Masken des Kore - Geheimbundes sind meist tierische Darstellungen wobei die Hyäne ein sehr häufiges Motiv ist. Die dargestellten Tiere verkörpern die Weisheit des Busches wobei diese Erfahrung im Laufe der Zeit in die Macht der Masken übergehen soll. Typisch ist die Ausschmückung der Masken und Figuren mit roten Wollfäden, Perlenketten oder Ohrringen.

Neben den Ntomo und Kore-Geheimbünden existiert der Jo-Bund (Jo-Society). Der Jo-Bund ist nicht über das gesamte Gebiet der Bamana verbreitet, in den ursprünglichen Stammesgebieten jedoch sehr tief verwurzelt und steht im Zusammenhang der Initiation der Knaben. Der Jo-Initiationsritus wird nur im Abstand von einigen Jahren abgehalten.  Bezeichnend für die Kunst des Jo-Kultes sind die stilistisch sehr eigenwilligen Figuren jo nyeleni die eine ausgesprochen gelungene expressionistische Ausstrahlung haben. Erwähnenswert sind ausserdem die grossen Mutterfiguren jo mooni die sehr charakteristisch mit verkümmerten Beinen, meist sitzend dargestellt, als Schutzfiguren fungieren.
Typisch für viele Kunstwerke der Bambara ist die feine Ornamentik die geometrische Motive darstellt, diese sind im Zusammenhang mit Schmuckdarstellungen, aber auch mit alten, rituellen Musterformen zu sehen. Figuren können  relativ gross sein und sind meist aus sehr schwerem Hartholz geschnitzt. Es gibt unterschiedliche Grundtypen der Figuren, u. a. sind die Oberflächen -je nach Herkunft- sehr unterschiedlich bearbeitet. Neben fein geglätteten Oberflächen und Polituren existieren Formen mit naturbelassenerer, rauherer Oberfläche die zeiweilig im Freien aufgestellt wurden.


Der Kòmò Bund: Der Bund des Kòmò stellt eine grosse und weit verbreitete Vereinigung dar die als sehr mächtig angesehen wird. Entsprechend spektakulär sind die grossen Masken des Kòmò Bundes warakun in stark stilisierter Tierdarstellung, die horizontal auf dem Kopf getragen werden. Diese Masken sind mit zahlreichen magischen Ingredenzien versehen, vor Allem Tierhörner (Antilopenhörner), die Borsten und Hauer des Warzenschweines sowie viele weitere natürliche Materialien. Diese Masken warakun sind oft zusätzlich mit dicker Opferpatina bedeckt wobei das Alter der Maske und die Vielzahl der Beopferungen und Ausschmückungen die Macht und Wirksamkeit der Maske steigern. Eine derartig gereifte Warakun-Maske kann sich im Laufe der Zeit zu einem wirklich beeindruckenden und furchterregenden Machtwerkzeug entwickeln.

Kòmò Maske Bamana
Grosse Maske warakun der Kòmò-Gesellschaft, Bamana / Mali

Der Bund des Kònò hingegen scheint gegenwärtig in seiner Bedeutung stark rückläufig zu sein und wird durch charakteristische Masken in Form extrem stilisierter Elefanten repräsentiert. Die Kònò Masken sind meist flach gehalten und ebenso oft wie die Masken des Kòmò Bundes von dicker Opferpatina und mineralischen Verkrustungen überzogen. Gerade die Schlichtheit -und die Beschränkung auf wesentliche Formen- lässt die Masken des Kònò-Bundes so ausdrucksstark erscheinen.

Theaterfiguren / Marionetten des sogo bò: Bekannt sind auch Marionetten, Theater-Tanzmasken in Tiergestalt sowie farbig bemalte Steckenpferde die dem Marionettentheater / Tanztheater sogo bò (sogow)sogo bò Theaters. Kennzeichnend für die Puppen und Masken des sogo bò sind die auffällige farbige Bemalung und die meist komplexe Bekleidung aus farbigen Stoffen. Das Theater befindet sich in einem fortwährenden Prozess der Erneuerung, es werden zahlreiche Charaktäre neu erfunden oder abgewandelt um keine Formalität aufkommen zu lassen. Gerade diese Kreativität unterstreicht den eher weltlichen und unterhaltenden Charakter dieser Theaterform. Entsprechen vielfältig sind die Masken und Figuren die oft einen heiteren Charakter haben und sehr dekorativ sind.
Diese Form des Theaters ist bis in die Gegenwart sehr lebendig geblieben und zählt sicher zu den beeindruckensden, vitalen, kulturellen Äusserungen Afrikas überhaupt. Die Choreografie des Theaters ist komplex und hat -neben einem hohen Unterhaltungswert- auch belehrende Funktionen. Dargestellt werden von maskierten Tänzern die Tiere der Savanne denen umfassende symbolische Bedeutungen zugesprochen werden. Auch menschliche Figuren, die ähnlich wie Marionetten gespielt werden, zählen zum Repertoire des

Neben dem Ahnenkult werden aber auch Figuren mit Zauberfunktion, sogen. Fetische, verwendet. Hierzu zählen die Figuren der Boli die unterschiedliche Tierformen, oft eine Art Büffel oder auch ein Zebu-Rind verkörpern und über einem Holzkern mit einer dicken, krustigen Schicht aus Lehm und organischen Opfermaterialien überzogen sind. Die büffelförmigen Figuren Boli können sehr unterschiedlich gross sein: Es überwiegt eine eher handliche Grösse zur Aufstellung auf Altären, es sind aber auch fast mannsgrosse Exemplare gelegentlich anzutreffen denen oft ein eigenes Heiligtum gewidmet ist. Die Boliw haben Schutzfunktion und sind in weiterem Sinne Fetische/Kraftfiguren (Powerfigures). In den Boli - Figuren kann sich zusätzlich die Kraft der Masken sammeln und konzentrieren.

Der Stamm der Bambara (Bamana) ist ursprünglich in ein Kastensystem unterteilt wobei Berufsgruppen relativ genau zugeordnet und geregelt sind. Die Künstler unter den Bambara -zuständig für das Schnitzen der rituellen Masken und Figuren- sind hauptsächlich die Schmiede (denen besondere Fähigkeiten der mystischen Materialtransformation) nachgesagt werden. Die Schmiede zeigen sich würdig die komplizierten Schnitzfomen und Ornamente aus zunächst unbelebtem Holz in eine wirksame Form zu verwandeln und den hohen Anforderungen gerecht zu werden; wobei aber die Masken des Tji-Wara Kultes keineswegs ausschliesslich von Schmieden geschnitzt werden.
Der Stamm der Bamana stellt ein gutes Beispiel der friedlichen Koexistenz des Islam mit dem altafrikanischen Ritus dar. Obwohl der Islam in Mali auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurückblickt, haben sich beide Religionsformen nebeneinander und oft auch zusammen entwickelt. Erst in jüngerer Zeit scheint sich mehr und mehr ein fundamentalistischer Islam durchzusetzen und den ursprünglichen nichtislamischen Ritus der Bamana zunehmend in Frage zu stellen.
Neben dem Erstarken des Islam schreitet auch die Modernisierung der Landwirtschaft voran und beginnt die alten landwirtschaftlichen Riten ganz allmählich zu verdrängen, oder zumindest abzuschwächen, obwohl sich viele Kulte und Riten noch bis in die Gegenwart gehalten haben. Auch die zunehmende Landflucht und Verstädterung trägt hierzu sicher bei, es bleibt also abzuwarten ob die genannten Kulte im 21. Jahrhundert weiter Bestand haben werden.




Tji Wara Chi Wara Bamana
Tanzaufsatz tji-wara
Bambara / Mali,
vermtl. Segu-Region






















Bamana Kore Hyänenmaske
Hyänen-Maske kore-Geheim-
bundes
, Bambara / Mali




Ahnenfigur Bambara
Weibliche Ahnenfigur  Jo
Bambara / Mali



















Kònò Maske Bamana Bambara
Zoomorphe Maske kònò
Bamana / Mali




























































































Boli Bamana Bambara
Tierfigur boli, Bamana / Mali
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