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Primitivgeld aus Afrika
Kleine allgemeine Einführung, Ursprung und Entwicklung vormünzlicher Zahlungsmittel in Afrika:

Einleitung

Der Ursprung allen ökonomischen Handelns liegt im Tauschgeschäft. Der Beginn von Tauschgeschäften ist auf die Entstehungszeit des Menschen zu datieren und seit der frühen Steinzeit gebräuchlich. Sicher ist der komplexere Tauschhandel eines der wesentlichen Elemente der eigentlichen Menschwerdung.

Getauscht wurden zuerst alle möglichen Dinge des täglichen Bedarfs, aber auch Ware gegen Dienstleistung. Der Tausch erfolgte zunächst -wohl unmittelbar und ohne Umwege- über ein Wertaufbewahrungsmittel, also Ware gegen Ware und Dienstleistung gegen entsprechende Gegenleistung oder ebenso gegen Ware.
Nun stellte sich das Problem der Verderblichkeit vieler Waren die eine langfristige Wertaufbewahrung unmöglich machten: So mussten z. B. Tiere oder Ernteüberschüsse recht bald eingetauscht werden wobei die eingetauschten Waren -falls ebenfalls verderblich- keine dauerhafte Rücklagen ermöglichten.
Auch die nicht verderblichen Waren, z. B. Feuersteine, Waffen, Werkzeuge, Kleidung mussten häufig gegen Lebensmittel getauscht werden da oft keine anderen Tauschwaren zur Verfügung standen. Dies alles erschwerte den Handel über weitere Distanzen erheblich, hinzu kam die Grösse und das Gewicht der erhandelten Gegenstände die umständlich transportiert werden mussten.
Aus diesen Gründen trat an die Stelle des direkten Tauschgeschäfts bald ein Medium zur Wertaufbewahrung: Die ersten Vorformen primitiven Geldes.
Hierzu dienten vornehmlich Gebrauchsgegenstände, die nicht vom Verderb bedroht waren und zudem idealerweise eine höhere Wertaufbewahrung in kleinerer Form und Gewichtung ermöglichten. Besonders Gebrauchsgegenstände, die über weite Distanzen verbreitet und begehrt waren kamen hierzu in Betracht. So konnten bald Feuersteine als Tauschobjekt genutzt werden, auch wenn der Handelspartner selbst keine direkte Verwendung für die eingetauschten Steine hatte und diese selbst lediglich zur Bezahlung bei anderen Handelspartnern nutzte.
Als folgendes Problem stellte sich jedoch die sehr unterschiedliche Qualität und Gewichtung dieser werthaltigeren Gegenstände; die Handelspartner mussten also in der Lage sein Qualität und Wertigkeit der zum Handel verwendeten Objekte zu beurteilen. Hieraus entwickelten sich genormte Gegenstände die über weite Distanzen einem gewissen Standard entsprachen. Vor Allem Metalle wurden in eine bestimmte gleichmässige Form gebracht um den Tausch zu erleichtern, wobei die neuen Formen oft an die Formen der ursprünglich zum Tauschhandel verwendeten Gebrauchsgegenstände angelehnt waren. Es entstanden z. B. Metallbarren welche  die Form bestimmter Waffen oder Werkzeuge imitierten ohne jedoch deren Funktion zu erfüllen.

Diese Art der Vereinheitlichung und der ansatzweisen Normierung von Wertgegenständen darf dann wohl als die Geburtsstunde des Primitivgeldes im engeren Sinne gelten.

Andere Gegenstände, die als Primitivgeld verwendet wurden, konnten nicht genormt werden da die Natur hier die Form jeweils vorgab: z. B. Kaurischnecken oder Feuersteine im Rohzustand. Hier musste also nach wie vor die Qualität einzeln abgeschätzt oder gegeneinander aufgewogen werden.

Eine Besonderheit der primitiven Zahlungsmittel ist die tatsächliche Wertigkeit, denn nahezu alle primitiven Geldformen hatten einen realen Wert: Metallbarren konnten -nach dem Einschmelzen- zu Werkzeugen und Waffen weiterverarbeitet werden, Kaurischnecken und Glasperlen wurden zu Schmuck und rituellen Gegenständen verarbeitet und z. B. Rotholzbarren zu kosmetischen und ebenso rituellen Zwecken verarbeitet, Schnaps als primitive Wärung konnte am Ende getrunken werden etc.

Auch in Europa und der gesamten restlichen Welt war ursprünglich Primtivgeld allgemeines Zahlungsmittel, jedoch wurde das Primitivgeld in weiten Teilen Europas spätestens in römischer Zeit abgeschafft als von den römischen Besatzern die römische Münze eingeführt wurde. Die römische Münze stellte Geld im engeren Sinne dar und hatte keinen Primitivgeldcharakter mehr. Ansätze zur Münzprägung gab es jedoch auch schon in vorrömischer Zeit in Europa, bereits die Kelten hatten eigene Münzsysteme die jedoch in viele einzelne Gebiete zersplittert waren. Die römische Münze hatte dann über das gesamte römische Reich gleichermassen Gültigkeit und stellte einen Währungsrahmen der sich durchaus mit der Bedeutung des heutigen Euro messen kann. Nach dem Verfall des römischen Reichs wurde dann von den einzelnen Staaten wieder jeweils eigene Währungen begeben und der “alte römische Euro” zu Grabe getragen, jedoch handelte es sich in der Folge ebenso um überwiegend echte Währungen, lediglich mit erheblich kleinerem Gültigkeitsraum. Allerdings gab es auch Ausnahmen in Europa und so wurde in Deutschland, direkt nach dem Kriege ab 1945 bis 1948 die Amerikanische Zigarette zur inoffiziellen “Währung” umfunktioniert. Die alte Reichsmark hatte bis zur Währungsreform 1948 kaum noch Wert zumal die meisten wichtigen Bedarfsgüter nur gegen knappe Bedarfsmarken verkauft wurden und ohne die zugehörigen Marken war die alte Währung praktisch wertlos. US-Zigaretten fanden jedoch überall inoffiziell Akzeptanz und auf dem Schwarzmarkt konnte nahezu jede Ware gegen Zigaretten getauscht werden. Die sogenannte Zigarettenwährung in Form von “Amis” könnte durchaus als echte Primitivgeldwährung betrachtet werden.

Besonders die afrikanischen Kulturen haben sich diese frühen vormünzlichen Zahlungsformen lange erhalten und viele der afrikanischen Völker unterhielten noch bis weit in das 20. Jahrhundert Primitivgeldwährungen. Erst um 1930 wurde durch die belgische Kolonialverwaltung im Kongo diese ursprüngliche archaische Währungsform abgeschafft und gegen Münzen und Scheine ersetzt, in Nigeria sogar erst um 1948 durch die englische Kolonialverwaltung.

Die Weiterentwicklung von Primitivgeld zu tatsächlichem Geld wurde dann jeweils von staatlicher Institution betrieben und durch die Münze, später auch Papiergeld ersetzt. Die Unterscheidung von Geld zu Primitivgeld liegt -neben der Tatsache der exklusiven Emmission von staatlicher Seite-  in der exakten Normung und der genaue Festlegung von Nominalen die in ihrer materiellen Zusammensetzung staatlich garantiert wurden. Die Münze ist ausserdem gesetzliches Zahlungsmittel, das von staatlicher und privatwirtschaftlicher Seite akzeptiert werden muss, während Primitivgeld der gesetzlichen Grundlage entbehrte und praktisch von Jedermann selbst gefertigt werden konnte und keineswegs überall und jederzeit uneingeschränkt akzeptiert wurde. Die staatliche Münze hat ausserdem den Zweck gegen inflationäre Tendenzen einzuwirken: Die Geldmenge konnte an die wirtschaftliche Leistung angepasst werden um einer Abwertung des Geldes entgegenzuwirken. Kam es kurzfristig -z. B. zu reichen Metall- oder gar Goldfunden- hatte dies oft unmittelbare negative Auswirkung auf den Wert des Primitivgeldes und erst die staatliche Steuerung der Geldmenge -bezogen auf das spätere Münz- und Papiergeld- konnte dies weitgehend verhindern. Sicher ist die Einführung der Münze aber auch als Machtinstrument eines Staates zu betrachten da von nun an alle Geldemmissionen durch den Staat kontrolliert wurden.

Der Umstand, dass die afrikanischen Primitivgeldwährungen noch so lange Bestand hatten  -und deren Jahrtausendelange Gültigkeit- hat ein reiches Erbe an Funden hinterlassen. In vielen anderen Teilen der Welt sind diese alten Zahlungsmittel im Laufe der Zeit -nach ihrer Abschaffung- eingeschmolzen worden oder einfach vergangen und heute kaum noch aufzutreiben. Auch in den afrikanischen Kolonien wurden grosse Teile des Primitivgeldes, nach dem Eintauschen gegen reguläre Währung, verarbeitet oder auch vernichtet. Jedoch sind grosse Mengen der Zerstörung entgangen denn nicht Alles wurde damals eingetauscht, es durften sogar gewisse kleine Mengen zurückbehalten werden. Ebenso tauchen immer wieder Hortfunde auf die oft so manche Überraschung bieten. Die Spätphase des Primitivgeldumlaufs fällt in Afrika zudem in eine Zeit höherer Bevölkerungsdichte was die grössere Häufigkeit gegenüber antiken Primitivgeldformen erklärt.

Eine Kuriosität unter den afrikanischen Primitivgeldformen stellt die Transformation vormals echten Geldes in vormünzliche Zahlungsmittel dar. Bei den Tuareg wurden u. A. Maria-Theresien Taler eingeschmolzen und zu kreuzförmigen Anhängern, den sogenannten Agadez-Kreuzen umfunktioniert, ebenso Kleingeldmünzen als Zinderkreuze umgegossen.

Gerade die Vielfalt und Originalität der afrikanischen primitiven Zahlungsmittel stellt ein sehr reizvolles Sammelthema dar zumal viele dieser Objekte auch dekorativen Charakter besitzen. Hier unterscheiden sich viele attraktive Formen des Primitivgeldes von der Kleinheit der Münzen der entwickelten Zahlungsformen.
Liganda Lokele
   Liganda, Lokele, Kongo












Schlangengeld
Schlangengeld der
Lobi, Burkina-Faso



















                                              Agadez Kreuz 
Agadez-Kreuz der Tuareg

                  
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 Katangakreuz
              Katangakreuz in Standardgrösse,
                        Provinz Katanga

       Katangakreuze klein
   Kleinformatige Katangakreuze in H-Form



Birmingham-Manille
     Birmingham-Manille für den afrikanischen                     Markt, Eisen, 19. Jhdt, England

          Manille Westafrika
       Manille aus Kupfer, Westafrika, 19. Jhdt.
          Konda Manille
            Abstrakte Manille, Konda, Kongo

        Mbole-Manille
             Kupfermanille, Mbole, Kongo





                  Sengele Messer
             Messer der Sengele, Kongo

                   
Konda Klinge Primitivgeld
             
Klinge der Konda, Kongo
Die wesentlichen Arten von vormünzlichen Zahlungsmitteln

Folgend sollen die wesentlichen Formen von vormünzlichen Zahlungsmitteln in Afrika erläutert werden:


Primitivgeld aus Metall:

Die wohl grösste Gruppe der Primitivgeldformen stellen die Geldformen aus Metall dar. Hierzu wurden nahezu alle zur Verfügung stehende Metallformen verwendet: Kupfer, Gelbguss, Bronze, schlichtes Eisen bzw. primitiver Stahl, aber auch Gold. 

Katangakreuze: Wohl bekanntestes Beispiel für Primitivgeld aus Edelmetall sind die Kupferbarren aus der Provinz Katanga im südlichen Kongo die in Kreuzform gegossen wurden und in unterschiedlichen Grössen vorkommen. Das oben gezeigte Katangakreuz mit einem Gewicht um 1 Kilogramm stellte die Standardwährung dar. Die kleineren Kreuze, die meist eine länglichere Kreuzform (H-Form) aufweisen, sind als Kleingeld zu deuten, es besteht aber auch die Theorie, dass diese Miniaturkreuze älter sind als die Standardkreuze und aus einer früheren Zeit stammen als das Kupfer, bedingt durch primitive Schürfmethoden, wertvoller und seltener war.
Neben diesen handlichen Grössen existieren vereinzelt auch Wucherformen die eine Grösse von mehr als einem Meter erreichten und vermutlich zu Representationszwecken gegossen wurden.
Obwohl Katangakreuze eine Normierung aufweisen gibt es innerhalb der gleichen Gruppe erhebliche Unterschiede in der Gewichtung die den Handel sicher nicht vereinfacht haben und das Wiegen der Kreuze erforderlich machten.

Stabförmiges Geld: Eine interessante Interpretation der gerundeten Barrenform stellen die handlichen Stabbarren aus Kupfer dar, die bei den Nkutsu im Kongo gebräuchlich waren.  Zur Kenntlichmachung sind diese Barren mit verdicktem Mittelteil gestaltet. Diese Rundbarren hatten eine Länge von 20-25 cm.

Manillen / Manillas:

Manillen stellen eine über weite Teile Afrikas verbreitete Währung dar die in enormer Vielfalt bestand.
Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um echte oder stilisierte Schmuckreifen aus Metall die einen Armreif, seltener auch Fussreif, darstellen.
Das gebräuchlichste Material für Manillen ist Gelbguss, Bronze oder Kupfer. Es kamen aber auch Manillen aus Eisen vor, diese wurden allerdings überwiegend nicht in Afrika gefertigt sondern aus England importiert und im Tausch mit den Einheimischen in Verkehr gebracht.

Diese sogenannten Birmingham-Manillas (benannt nach 
Birmingham, England wo diese Eisenmanillen industriell gefertigt wurden) waren begehrter als Münzen und Papiergeld da das Eisen einen wichtigen Rohstoff darstellte der in Afrika selbst nur mühsam zu gewinnen war. Für die englischen Handelspartner war zudem der Einkauf mit Birmingham-Manillen in den englischen, westafrikanischen Kolonien billiger da die Produktionskosten der Eisenmanillen minimal waren und einen grösseren Gewinn als die Zahlung in harter Währung (Silber und Gold) versprachen. 

Hervorgegangen waren diese Manillen allerdings aus den bereits umlaufenden Manillen aus Gelbguss und Kupfer die meist durch reiche Verzierungen Schmuckcharakter zeigen. Hier zeigt sich die Phantasie und Begabung der afrikanischen Völker für schöne Formen und phantasievolle Verzierungen. Sicher wurden viele westafrikanischen Manillen auch als Schmuck getragen, hatten also neben der Rohstoff- Wertaufbewahrung auch einen praktischen Nutzen.
Manillen wurden auch häufig im Handel mit Sklavengeld gebräuchlich woraus sich der Oberbegriff "Sklavengeld" für Manillen herleitet.

Im zentralen Afrika existierten wesentlich abstraktere Manillenformen die nicht unbedingt auch als Schmuck zu tragen waren und auch Wucherformen annehmen konnten. Die regionalen Stile und Formen -und die gute Zuordnungsmöglichkeit zu einzelnen Ethnien- lassen vermuten, dass im Kongogebiet viele spezielle Manillenform in erster Linie zum Handel innerhalb der zugehörigen Volksgruppe bestimmt waren.
Der Stamm der Konda im Kongo fertigte breite Manillen aus Gelbguss und Kupfer die an einen Gelenkschutz / Kampfschutz erinnern aber -wegen ihrer Grösse und des Gewichts- sicher nicht zum Tragen am Handgelenk geeignet waren. Wahrscheinlich konnten Konda-Manillen lediglich kurzzeitig am Oberarm getragen werden.

Die wahrscheinlich ungewöhnlichste Manillenform des Kongogebiets stellen die Manille des Stammes der Mbole dar, diese wurden aus guthaltigem Kupfer in eine bauchige Hohlform getrieben. Diese rundlichen, sehr dekorativen und auffälligen Manillen waren symbolisch für das Tragen am Fussgelenk bestimmt, jedoch -auch wegen der Grösse- sicher nur kurzzeitig zu repräsentativen Zwecken geeignet. Wahrscheinlich handelt es sich auch hier um eine sogenannte Wucherformen die aus handlicheren Manillenformen hervorgegangen sind zumal auch wesentlich kleinere Exemplare der Mbole-Manillen existieren die möglicherweise die Ursprungsform dieses Manillen-Typs darstellen.
Heute haben die meisten Manillen Patina angesetzt, zur Zeit der Benutzung und des Handels mit Manillen darf man sich jedoch sorgsam geputzte, glänzende Stücke vorstellen die -nicht selten- auch den Stolz des Besitzers representierten.


Waffen als primitives Zahlungsmittel

Eine besondere Form von Primitivgeld stellen die Waffenformen aus Metall dar die meist nur symbolische Waffenfunktion hatten und meist zusätzliche rituelle Bedeutung.

Besondere Aufmerksamkeit erregen die Speerspitzen Liganda des Stammes der Lokele, Kongo,  die als Wucherform eine stark überlängte Speerspitze darstellen. Liganda wurden aus einfachem Stahl geschmiedet und haben eine Länge von ca. 1,50 - 1,80 Metern. Sowohl die Grösse als auch die Flachheit des Stahls schlossen die Verwendung als tatsächliche Speerspitze und somit als Waffe aus. Als Zahlungsmittel sind diese Speerspitzen jedoch ungemein auffällig und dürften, besonders als Brautgeld, Eindruck erweckt haben. Liganda stellen somit eine originelle Form der Wertaufbewahrung dar denn eigentlich handelt es sich hier lediglich um geformte, grob geschmiedete Eisenbarren zur späteren Verwendung als Rohstoff.

Die Übergänge von Waffen zu Primitivgeld und rituellen Gegenständen sind fliessend und nicht immer einwandfrei zu bestimmen. Das hier dargestellte Messer/Kurzschwert des Stammes der Sengele / Kongo hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit Primitivgeldfunktion wobei aber auch rituelle Verwendungen, anlässlich von Beerdigungen, bekannt sind.
Auffallend ist die kunstvolle, aber auch wenig stabile Ausführung mit Halbmonden, die dieses Schwert als Waffe nur sehr bedingt tauglich erscheinen lassen.
Auch die breite Klinge -dem Stammes der Konda zugeschrieben- könnte theroretisch als Waffe fungiert haben, der verhältnismässig schwach ausgeführte Erl jedoch zeigt keine Verformungen die zur Aufnahme des Griffs notwendig gewesen wären. Wahrscheinlich ist auch diese Klinge nur symbolisch zu sehen.

Wahrscheinlich ist die zeitweilige Primitivgeldfunktion bei vielen Waffen- oder waffenähnlichen Gegenständen
aus dem Kongogebiet, die tatsächlich als Waffe konzipiert waren und auch als solche verwendet wurden. Selbst tatsächlich als Waffe verwendete Messer und Schwerter hatten Materialwert über die Funktion als Waffe hinaus und dürften ebenso an Stelle von Währungen gehandelt worden sein.






























Nkutsu Primitivgeld
Nkutsu, Stabbarren,
D. R. Kongo

















































Liganda Lokele
       Liganda, Lokele, Kongo

Mongo Spiralgeld
Spiralgeld der Mongo, Nkundu, Kongo
Primitivgeld aus Metall in eigenständiger,
nicht zweckorientierter Form:


Es existieren aber auch Primitivgeldformen aus Metall die keinen praktischen Vorbildern, z. B. Waffen oder Schmuck, zuzuordnen sind und ganz eigenständige Formen repräsentieren.

Der hier hier gezeigte Kupferbarren Boloko in U-Form, mit aufgetriebenen Enden, lässt sich keinem Gebrauchsgegenstand zuordnen. Diese gebogenen, stangenförmigen Kupferbarren waren im Kasaigebiet des Kongo verbreitet und wurden offenbar von unterschiedlichen Ethnien dieser Region verwendet. Bolokos erreichen eine Grösse von ca. 40 cm Höhe und sind damit noch recht handlich zu transportieren und aufzubewahren.
Auffallend ist (wie auch bei anderen Primitivgeldformen aus dem Kongogebiet) die Guthaltigkeit des Materials Kupfer das sich leicht von Hand in Form biegen lässt und die aufgetriebenen Enden ermöglichen sogar den freien Stand des Bolokos. Möglicherweise ist diese Form einst aus Zufall entstanden um diese Art Barren, z. B. anlässlich von Brautgeldübergaben, besser ausstellen zu können. Auch Bolokos dürften ursprünglich auf Glanz geputzt worden sein, die heutige Patina gibt den ursprünglichen Eindruck nur unzureichend wieder.

Eine ebenso ausgefallene Form stellt das sogen. Spiralgeld der Mongo-Nkundu dar: Es handelt sich dabei um Kupferstäbe die in Spiralform gebogen sind. Die Bedeutung dieser Form ist uns unbekannt, möglicherweise ist aber symbolisch eine Schlange dargestellt. Interessant ist die typisch verlaufenden Form dieses Barrens: Die Windungen verengen sich von oben nach unten, ebenso die Materialstärke. Das duktile Metall Kupfer ermöglicht auch bei diesem spiralförmigen Barren eine relativ leichte Kaltverformung und die Spirale kann somit in der Ausdehnung kunstvoll getrieben und damit verändert werden. Die hier links abgebildete Spirale hat eine Höhe von ca. 1 Meter.
Selbstverständlich zählen zu den eigenständigen Primitivgeldformen auch die bereits o. g. Katangakreuze.

Interessant ist auch die Interpretation von Tiermotiven die sich eindrucksvoll z. B. im Schlangengeld der Lobi äussert. Die aus einfachem Stahl geschmiedeten Schlangenförmigen Barren können als kleine Kunstwerke sehr reizvoll sein und hatten über die monetäre Funktion hinaus auch die Aufgabe seinen Besitzer gegen Schlangenbisse zu schützen.

Primitivgeld aus umgegossenen europäischen Münzen: Die Tuareg in der Sahara haben den Gedanken an primitive Zahlungsmittel 
durch das Einschmelzen echter europäischer Münzen -zu vormünzlichen Zahlungsmitteln in Schmuckform- ein wenig konterkariert: Bekannt ist hierfür das sogenannte Zinderkreuz, das als Kleingeld in grossen Stückzahlen aus weniger guthaltigen, jedoch echten Münzen hergestellt wurde und den finanziellen Status des Besitzers -offen an einer Halskette getragen- besser als das verdeckte Tragen von Münzen darstellen konnte.
  Boloko Kasai
      Boloko, Kasaigebiet, Kongo

Lobi Schlangengeld
Schlangengeld der Lobi, Burkina Faso

Ziunderkreuz Primitivgeld
Zinderkreuz der
Tuareg, Niger



Goldgewichte Ashanti
  Gewichte für Goldstaubwährung, Ashanti
Goldstaub als Zahlungsmittel

In Staaten mit reichem Goldvorkommen, besonders im Gebiet des heutigen Ghana, das Gebiet der Ashanti, war der rohe, handgeschürfte Goldstaub verbreitetes Zahlungsmittel. Naheliegend wurde der Goldstaub auch von den europäischen Handelspartnern recht gerne akzeptiert was dieser westafrikanischen Region auch den Namen Goldküste einbrachte. Um Goldstaub als Zahlungsmittel nutzen zu können war sorgfältiges Auswiegen erforderlich wozu genormte Goldgewichte aus Gelbguss verwendet wurden. Diese Gewichte existieren in enormer Vielfalt und sind in 3 Gruppen zu unterteilen:

1. Gewichte in geometrischen Formen
2. Figürliche Gewichte in praktisch jeder erdenklichen Form
3. Gewichte in Ringform zum permanten Tragen, auch als Schmuck

Die Gewichte sind meist kleinformatig und erreichen meist nur Grössen von wenigen Zentimetern und sind durch den Guss der Verlorenen Form hergestellt, also allesamt Unikate. Auffallend sind, häufig nachträglich Angebrachte, angelötete Eichgewichte die eine faire Handelsabwicklung gewährleisten sollten. Seltener wurden diese Gewichte auch aus Gold gegossen und hatten damit selbst Primitivgeldcharakter.



Bwoom 2. Primitivgeld aus natürlichen Materialien, verarbeitet und unverarbeitet

Kaurieschnecken

Primitivgeld in natürlicher, unverarbeiteter Form stellen beispielsweise Kaurieschnecken dar, die -neben dem Geldcharakter- rituelle Bedeutung hatten und bis heute noch haben. Hier zeigt sich ursprüngliches Primitivgeld im weiteren Sinne da Kaurieschnecken ebenso eine praktische Verwendung zukommt und damit nicht nur als Zahlungsmittel genutzt wurden.

Glasperlen

Glasperlen stellen möglicherweise das Synonym für Primitivgeld überhaupt dar obwohl auch Glasperlen eigentlich -wie die Kauries- nur im weiteren Sinne als Währung betrachtet werden können. Auch hier ist die umfassende rituelle Nutzung, ebenso als Schmuck, zu erwähnen.
Glasperlen wurden bereits vor Jahrhunderten in Murano für den afrikanischen Markt produziert, später dann auch in Böhmen und weiteren europäischen Ländern und von den Europäern gerne als billiges Tauschobjekt genutzt. Aber auch in Afrika, besonders in Westafrika, gab es eine rege Glasperlenproduktion die es aber heute schwer hat gegen neue Billigimporte aus China und Asien konkurrenzfähig zu sein. Heute werden die alten Glasperlen aus Murano wieder nach Europa reexportiert da sich hier ein reger Sammlermarkt entwickeln konnte. Eines der "typisch afrikanischen" Erzeugnisse stammt also ursprünglich aus Europa wobei allerdings auch in Afrika hochwertige Glasperlen produziert wurden die eine Unterscheidung von alter europäischer Ware, zumindest auf den ersten Blick, nicht immer ganz einfach machen.


Rotholzbarren / Tukula

Im Kongogebiet sind bis heute Kosmetika bzw. rituelle Schminken aus Rotholzpulver gebräuchlich. Rotholzpulver wurde daher, mit Wasser vermischt, in Barrenform gepresst um als Zahlungsmittel verwendet zu werden. Häufig sind diese Tukula/Rotholz-Barren mit den typischen geometrischen Motiven des Kuba-Stammeskomplexes verziert.

Salzbarren / Amolis

Auch Konsumgüter bzw. Nahrungsmittel wurden als primitives Zahlungsmittel verwendet, hier sei besonders die Salzbarren-Währung Amoli hervorgehoben. Besonders in Äthiopien, aber auch in anderen afrikanischen Ländern wurde der begehrte Rohstoff Salz als geldwertes Zahlungsmittel eingesetzt. Salzbarren wurden dafür in handliche, einheitliche Grössen gepresst und konnten für Dinge des täglichen Bedarfs vielerorts eingetauscht werden.

Raphiamatten / Kasaivelvet

Im Kasaigebiet enstanden bereits vor Jahrhunderten gewebte und kunstvoll bestickte Matten aus den Fasern der Raphiapalme, siehe hierzu auch: Kuba-Stammesbeschreibung. Bei den Raphiaplüschen handelt es sich allerdings um Primitivgeld das meist nicht zu alltäglichen Geschäften genutzt wurde, sondern überwiegend die Funktion als Brautgeld hatte, ferner auch zu Prestigezwecken gesammelt wurde.


Kauries
Kaurieschnecken in natürlicher Form

Maske Lele
Kaurieschnecken und Glasperlen an
ritueller Maske

Tukula Rotholzbarren
Rotholzbarren Tukula, Kuba-Stammeskomplex, Kongo

Kuba Raphia Primitivgeld
Raphiamatte der Kuba als Brautgeld, Kongo                                     
                                                 
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